Vor Jahren starb Yaojun und Liyun’s Sohn Xing bei einem tragischen Unfall, während sein bester Freund Hao mit der Schuld weiterleben muss. Über Jahrzehnte hinweg ist Wangs Film ein geknotetes Netz, in mitten der chinesischen Ein-Kind-Politik, das von Szene zu Szene von Vergangenheit bis Gegenwart springt.
Der persönliche Einfluss in die Geschichte sind essentiell für den Film, aber Wang geht es weniger um seinen linearen Verlauf als vielmehr darum, wie die Zeit mit sich selbst spricht. “Bis dann, mein Sohn” ist über die Art und Weise, wie Momente mit jedem über den riesigen Golf der Zeit sprechen; traumatische Ereignisse im Strudel der Vergangenheit verschwinden, jedoch trotzdem noch alles andere in ihrer Umlaufbahn halten. Der große Bogen des Lebens besteht aus diesen unmerklich kleinen Momenten – einer schnellen Entscheidung, einem gemeinsamen Blick, einer Lüge, einem vergessenen Detail -, die zusammen mehr sind als die Summe ihrer Teile.
Durch die verwickelte Filmstruktur fordert der Film das höchste Maß an Konzentration, denn an manchen Stellen ist es schwierig, sofort zu erkennen, an welchem Zeitpunkt sich die Handlung gerade befindet. Aber vielleicht ist das auch der Punkt: “So lange, mein Sohn” ist bemerkenswert in der garantierten Gewöhnlichkeit, sodass die Aufführen und kleine Details subtil in Szene gesetzt werden. Vor allem das Kostüm- und Produktionsweisen erinnert an die reiche Zeitspanne und den Wandel, vom Toben der Fabriken nach der Revolution über die wohltuende Öligkeit der Werkstatt von Yaojun bis hin zu den kalten Betonwänden ihrer alten, längst heruntergekommen den Wohnung. Teil der Brillanz des Films ist die Art und Weise, wie sich ganze Segmente oder Teilplots in der Zeit überflüssig anfühlen können, bevor ihre Emotionen später unerwartet wie eine Flutwelle über uns hereinbrechen. Ein Segment mit Yaojun und Liyuns Adoptivsohn, den sie auch Xing (Wang Roy) genannt haben, ergibt eine vollständige Geschichte.
Unter dem Strich taucht die Handlung am Ende wieder auf und wirkt äußerst verheerend. Nur ein Film mit dem epischen Schwung von „Bis dann, mein Sohn“ könnte eine solche erzählerische Leistung so schön vollbringen. Ebenso wissen wir, dass Hao seinen Eltern kurz nach Xings Tod etwas Schreckliches erzählt hat. Als wir endlich erfahren, was es war, ist es nicht das gelöste Geheimnis, das zählt, sondern die emotionale Befreiung. Schuld, Vergebung und Akzeptanz lösen sich gemeinsam wie der Rhythmus der Gezeitenbewegung. Der Film braucht seine Laufzeit von drei Stunden, um den Familienepos in seiner ganzen Bandbreite zu erzählen, allerdings plätschert auch teilweise sehr vor sich hin, weswegen man sich wünschen würde, dass die Handlung sich im Nachhinein doch etwas schneller hätte fortbewegen können.
Ein stiller, aber verheerender Film, der in einer epischen 3-stündigen Laufzeit eine atemberaubende tragische Hintergrundgeschichte aufbaut und dabei ein reichhaltiges Porträt der Trauer in einer Zeit extremer Schwierigkeiten zeichnet. Ich denke, sie schafft es so geschickt, in der Realität der Ein-Kind-Politik in das Leben unserer Hauptfiguren einzugreifen, ohne sie offen an die Spitze des Filmkerns zu bringen. Es ist nur subtil angedeutet, so etwas wie eine verweilende Hintergrundfigur, von der du weißt, dass sie da ist und von der du weißt, dass sie diese Familie erheblich beeinflusst. Ein wunderschöner, zarter Film, der von seinen Hauptdarstellern erstaunlich emotional gespielt wird.